„Wir trinken keinen Alkohol, um uns zu betrinken oder Spaß zu haben. Wir trinken, um den Alltag und die Sorgen zu vergessen.“
In dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Als Paul über das Meer kam“
aus dem Jahre 2017, vom Filmemacher Jakob Preuss geht es um den Flüchtling Paul Nkamani, der sich auf den Weg macht, aus seiner Heimat Kamerun, Südafrika, nach Europa zu gelangen.
Jakob Preuss ist entlang der europäischen Außengrenze auf Recherchereise. An der Küste Marokkos trifft Preuss auf Paul, der mit mehreren Flüchtlingen auf einen Platz in einem Gummiboot wartet, welches sie nach Europa bringen wird. Die beiden verstehen sich schnell sehr gut, doch Jakob setzt seine Reise fort. Kurze Zeit später hat Paul einen Platz auf dem Boot zugeteilt bekommen und kann es kaum erwarten, sein neues Leben in Europa zu beginnen. Aus dieser schönen Vorstellung wird aber schnell gefährliche und schreckliche Wahrheit: Die Hälfte der Mitreisenden auf dem Schlauchboot stirbt, aber Paul überlebt. Jakob Preuss sieht die Bilder der Rettung in den Nachrichten und beschließt, sich auf die Suche nach Paul zu machen. Zwei Monate nach dem Unfall findet Preuss ihn in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim und erfährt von Paul, dass dieser nach Deutschland möchte. Jetzt steht Jakob eine Frage im Weg: Soll er auf der Seite des Journalisten bleiben und nur berichten oder soll er Paul als Freund helfen, seinen Traum zu verwirklichen?
Durch die manchmal verwackelten Bilder sieht man, dass nichts gestellt ist. Es werden auch Aufnahmen gezeigt, die man in den Nachrichten z. B. nicht sieht. Pauls Weg wird regelmäßig grafisch auf einer Karte eingezeichnet. Dieses vereinfacht es den Zuschauern, sich die extreme Distanz, die Paul zurücklegt, besser vorzustellen. Zudem ist die Doku wie ein Filmtagebuch aufgebaut.
Diese Art und Weise veranschaulicht die enorme Dauer von Pauls Reise. Bei Interviews werden lediglich die Gefragten gezeigt und Regisseur Jakob Preuss bleibt hinter der Kamera. Man konzentriert sich nur auf die Befragten und wenn sie z. B. emotional werden, wird dies in Close-ups gezeigt. Preuss drängt sich somit nicht in den Vordergrund, sondern möchte die Aufmerksamkeit nur auf die Personen richten. Und obwohl die Dokumentation sehr stark auf Pauls Reise basiert, möchte Jakob ebenfalls die andere Seite der Flüchtlingskrise zeigen, indem er auch Grenzschützer und Polizisten befragt und mit einbringt.
Die Dokumention „Als Paul über das Meer kam“ bekommt somit 5 von 5 Punkten, da sie sehr persönliche Aufnahmen mit erschütternden Bildern vereint und die Gefahren, Enttäuschungen und Hoffnungen zeigt, die viele Flüchtlinge in Kauf nehmen, um sich ein besseres Leben, z. B. in Europa, aufzubauen.
(L. Baras, 9b)