Q1 auf Zeitreise – Vortrag zum Zonenrandgebiet

Für die Schülerinnen und Schüler des Q1-Jahrgangs liegt die Zeit der innerdeutschen Teilung weit in der Vergangenheit. Was sie über diese Zeit erfahren stammt vermutlich in weiten Teilen aus den Erzählungen von Familie und Verwandtschaft oder auch aus dem Geschichtsbuch. Doch wie kann man etwas lernen über eine Zeit, die man gar nicht selbst miterleben konnte?

Genau diese Frage ist wohl zentral für die Arbeit von Historikerinnen und Historikern wie Astrid M. Eckert. Als Professorin für neuere europäische Geschichte in Atlanta, USA hat sie sich in einem Buchprojekt mit dem „Zonenrandgebiet“ beschäftigt, also den Regionen der Bundesrepublik Deutschland, die bis zur Wiedervereinigung 1990 nahe der innerdeutschen Grenze lagen. In einem Vortrag mit umrahmender Gesprächsrunde im Lübecker Willy-Brandt-Haus stellte sie dem eingeladenen Q1-Jahrgang nicht nur die eindrucksvollen Ergebnisse ihrer Arbeit vor, sondern gab den baldigen Abiturientinnen und Abiturienten erste Einblicke in die wissenschaftliche Recherchearbeit an einer Hochschule.

Aus zahlreichen Perspektiven beleuchtete Frau Eckert die Situation des Zonenrandgebiets, zu dem einst auch die Region um Lübeck zählte. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler aus historischen Quellen etwa, dass die Nähe zur Grenze wirtschaftlich viele Regionen in der BRD benachteiligt hat, aber auch ganz unerwartete Entwicklungen wie den Grenztourismus ins Leben rief. Auch für den Einzelnen bot die Grenze häufiger Gefahren – etwa wenn man versehentlich als BRD-Bürger mitten in der Natur einen Fuß auf DDR-Gebiet zu setzen wagte. Doch das Grenzgebiet bot auch skurrile Chancen, zum Beispiel wenn DDR-Grenzschützer ihre Zeit nutzen konnten, um während ihrer eigentlichen Arbeit ausgiebig der Vogelkunde nachzugehen.

Ähnlich interessant wie die Ergebnisse ihrer Arbeit waren die Erfahrungen aus der Recherche, die Frau Eckert mit den Schülerinnen und Schülern teilte. So wusste sie von heiklen Momenten bezüglich des einen oder anderen Politikums, aber auch von vielen netten Begegnungen zu berichten – viel spannender also, als man sich die Arbeit als Historikerin oder Historiker im ersten Moment vorstellen mag. So war es kein Wunder, dass der Q1-Jahrgang direkt einige Fragen zur Arbeit von Frau Eckert stellen wollte.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Eckert für die Vorstellung ihres Buchprojekts sowie bei Frau Kleine Wächter, die für die Willy-Brandt-Stiftung den Vortrag organisierte und die Gesprächsrunde moderierte.

von Sven Pitann