Wie schreibt ein Pastor oder ein Jurist? Wie fängt man am besten an und womit wird am liebsten gearbeitet? Diesen und noch mehr Fragen war der Abend vom 26.03.2015 im Buddenbrookhaus gewidmet. Verschiedene Sprecher waren eingeladen, die Besucher über Schreibprozesse zu informieren und sich mit ihnen auszutauschen. Darunter waren ein Pastor, ein Songwriter, Werbetexter, Jurist und Drehbuchautor, eine Lehrerin für Analphabeten und noch mehr talentierte Menschen, die ihre Leidenschaft des Schreibens zum Beruf gemacht haben.

Begonnen wurde der Abend von einem kreativen Duo: Stefan Heydeck und Steffen Lübkert begeisterten die Zuschauer mit einem komplett ungeschriebenen Impro-Theaterstück. Mit Hilfe des Publikums wurde Comedy gemacht, umgeben von den Manuskriptseiten aus der Kafka-Ausstellung im Buddenbrookhaus.

Nach einer kurzen Einleitung von Museumsleiterin Dr. Birte Lipinski, die dem Publikum die Sprecher des Abends vorstellte – oder sie sich vorstellen ließ – begann der Hauptteil des Abends: In kleinen Tischrunden stellten sich zwei oder drei Sprecher in einen Ausstellungsraum des Museums zusammen und diskutierten die verschiedenen Fragen, die es zu beantworten galt. Die Zuschauer verteilten sich daraufhin im Haus und lauschten den Sprechern, deren Themen sie besondern interessant fanden.

Mit Witz und Charme unterhielten sich die Gäste über ihre ganz persönlichen Schreibprozesse. Ganz klar stellte sich heraus: Schreiben ist weder langweilig, noch einseitig oder uninteressant. Ganz im Gegenteil: Die Sprecher aus den verschiedensten Berufswelten zeigten großes Interesse an den Schreibprozessen ihrer Mitdiskutierenden und so wurde auch einmal vom Thema abgewichen aber trotzdem fühlte sich jeder Zuschauer genauestens informiert über die unterschiedlichen Arten zu schreiben. Historische Beispiele wurden gebracht, zukünftige Beispiele in Erwägung gezogen und die heutige Gesellschaftssituation, die Verschiedenheit der Zielgruppen und die Art und Weise wurden nicht außer Acht gelassen. Natürlich hat man zur Zeit Kafkas anders geschrieben als man es heutzutage tut. Social Media und Digitalisierung spielten bei den Gesprächen ebenfalls eine große Rolle. Schreibe ich am Computer besser als mit einem Füller in der Hand? Schwierige Frage, eine eindeutige Antwort gab es natürlich nicht. Schreibe ich zuerst die Überschrift oder entwickelt diese sich erst im Laufe der Geschichte? Woher nehme ich meine Ideen? Die Ansichten gingen auseinander und fanden an anderer Stelle wieder zusammen, das machte den Abend so abwechslungsreich und interessant.

Ein großes Thema war ebenfalls die Befreiung durch das Schreiben. Sich einfach einmal in seine Geschichte fallen lassen, seine Gefühle in einem Lied ausdrücken oder aufschreiben, was die Welt interessiert, auch hier ließen die Sprecher Interessantes hören. TdoTWie befreiend schreiben sein kann, spiegelte sich in den Zitaten wider, die einige freiwillige Helfer der Friedrich-List-Schule und des Katharineums während der Gesprächsrunden sammelten. Sätze wie „Schreiben kann natürlich die Welt verändern!“, „Ich bin eigentlich ganz harmlos.“ Oder „Goethe im Minirock ist lächerlich.“ zeigten, wie die Sprecher nicht immer nur stur und steif in die Welt des Schreibens blicken, sondern wie man sich selbst, seinen eigenen Gedankengang miteinbringen muss, um zu überzeugen.

Geschlossen wurde die Veranstaltung mit dem wieder aufgenommenen Impro-Theater, aus dem sich wiederum faszinierende Sätze ergaben („Er frottiert sich!“). Auch hier war wieder das Publikum gefragt und so endete der Abend mit zwei lachenden Augen und einem Kopf voller neuer Gedanken.

Ein Dank gilt natürlich den Sprechern des Abends: Hanno Kabel, Rachel Fink, Thomas Baltrock, Markus Rollwage, Jakob Nicolai, Martin Liebmann, Katrin Ammon, Jan von der Bank und Ingo Offermanns.

Vielen Dank auch an die Künstler des Impro-Theaters Stefan Heydeck und Steffen Lübkert.

Ein letzter Dank noch an die Schüler Esther Kornblum und David Lenze vom Katharineum und an Laura Schildbach und Lisa Marie Dose von der Friedrich-List-Schule.

 

Noch ein Tipp für Interessierte: Diese Veranstaltung war der Beginn einer Reihe von Events, die dem Thema Schreiben gewidmet sein werden.

 

 

 

Luisa Stachowski