Gebührt uns dafür schon ein Denkmal?
Über die Frage, wie historisch die Leistung meines Geschichtsleistungskurses (Q1b) am Dienstag, den 15.05.2018 wirklich war, lässt sich wohl streiten. Worüber sich definitiv nicht streiten lässt, ist die Tatsache, dass Lübeck eine wunderschöne Stadt darstellt, welche mehr als reich an Kultur ist. Doch als gebürtiger Lübecker kann ich nur bestätigen, dass im Laufe der Zeit die Vielfältigkeit und Geschichte der Stadt zur Normalität werden. Wer kann schon von sich behaupten, das letzte Mal, als er die Innenstadt durchquerte, am Geibel-Denkmal stehengeblieben zu sein? Ich muss gestehen, ich hätte bis dato nicht einmal gewusst, wo es sich befindet. Und so ging es einigen meiner Mitschüler. In Anknüpfung an unser Semesterthema, die Nationenbildung, wollten wir uns deshalb als Klausurersatzleistungen mit Denkmälern aus Lübeck befassen, um eventuell das ein oder andere wichtige Ereignis oder so manche relevante Person für die Entwicklung Lübecks in dieser Form widergespiegelt zu erkennen. Denn wie Herr Schulz, unter dessen Leitung das Projekt stattfand, bereits vor rund zwei Jahren anmerkte, kann man das Hier und Jetzt nicht verstehen, wenn man nicht die Geschichte, Entwicklungen und Ereignisse bis dahin kennt. Um die Gegenwart zu verstehen und vielleicht sogar in die Zukunft zu blicken, müssen wir immer auch nach hinten schauen.
Der Plan war simpel: 21 Denkmäler auf 21 Schüler aufgeteilt, wobei die Entscheidung bezüglich der Wahl des Denkmals bei uns lag. Die einzigen Vorgaben waren geschichtliche Relevanz für Lübeck und die Voraussetzung, ein Mahnmal, Ehrendenkmal oder Baudenkmal gewählt zu haben. Außerdem mussten die Denkmäler in Lübeck zu finden sein, da wir, man mag es bereits erraten haben, die Präsentationen an den Denkmälern an sich halten wollten und somit gleichzeitig einen Wandertag abhielten. Die Vorbereitung erwies sich als kompliziert, da das Internet zumeist nicht genügend Informationen enthielt. Um einen „old-school“-Besuch in Bücherei und Stadtarchiv kamen die meisten von uns daher nicht herum. Die Planung war damit aber noch bei weitem nicht abgeschlossen! Eine Route durch die Stadt mit 21 Stationen musste angefertigt werde, eine ausgiebige Mittagspause war zu organisieren und als Highlight sollte jeder Schüler 21 Flyer auf extra dickem Fotopapier über sein Denkmal für die Klassenkameradinnen und Klassenkameraden sowie Herrn Schulz anfertigen – als Nachschlagewerk, Übersicht, aber natürlich auch als Bewertungskriterium. Prospekt und Vortrag wurden 50/50 gewichtet, wobei der Flyer 6 Seiten umfasste und die Präsentation 10 Minuten lang war. Die erstellte Strecke ergab rund 10km quer durch Lübeck. Eine Mittagspause gab es im Peter Pane, Bilder dazu findet ihr unten, sowie einige Fotos zu den Denkmälern.
Um 8:15Uhr trafen wir uns alle gemeinsam vor dem Ehrenfriedhof an der Travemünder Allee. Der nachfolgende Weg führte über die Hafenstraße in die Innenstadt und zur Marienkirche. Der Tisch im Restaurant war für 13:00Uhr reserviert, zu diesem Zeitpunkt hatte rund die Hälfte der Schüler präsentiert. Gestärkt ging es danach zum Dom, ins Märtyrermuseum, die Untertrave wurde ebenfalls besucht, bis hin zum Holstentor und den Statuen am ZOB. Um 18:00Uhr, nach also fast 10 Stunden, endete der anstrengende, aber sehr lehrreiche Tag mit einem Vortrag über das Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms kurz vor dem Lübecker Bahnhof.
Sowohl Herr Schulz als auch wir bewerten die Aktion als vollen Erfolg. Zum einen, da sich wirklich jeder viel Mühe gegeben hatte und die Qualität durchgehend hoch war, weshalb auch die Vorträge 15-21 spannend und selbst nach Stunden des Stehens und Gehens gut zugänglich waren, zum anderen da diese Form der Leistungskontrolle für alle etwas völlig Neues und Aufregendes war. Dieses Konzept gefiel uns sogar so sehr, dass wir es gleich wenige Wochen später auf der Studienfahrt in Rom erneut anwandten, diesmal aber mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass wir natürlich nicht vorher dort gewesen sein konnten, um das Denkmal in Augenschein zu nehmen, sondern Bildern und Beschreibungen vertrauen mussten. Doch auch dies stellte sich als gut zu bewerkstelligen heraus. Ich bedanke mich bei meiner Klasse für die großartige Zusammenarbeit und Organisation, sowie bei Herrn Schulz, der das ganze vorgeschlagen und überhaupt erst möglich gemacht hat. Abschließend kann man sagen, dass uns vielleicht für diesen Fußmarsch nicht unbedingt ein Denkmal gebührt, aber keine Sorge, Lübeck hat mehr als genug!